Aisén Reserva de Vida: eine nachhaltige Regionalentwicklung in Patagonien
30 Aisén Reserva de Vida Geschichte von „Aisén Reserva de Vida“ Slogan, Mehrwert oder tiefe Überzeugung? W ahrscheinlich ist das erste Zeichen eine Begrüßung, die ein Besucher bemerkt, wenn er in die Region Aisén in Westpatagonien ankommt, die einen Aufruf gegen Verschmutzung und Nachhaltigkeit enthält und mit einem „Aisén Reserva de Vida“ abschließt. Nach einem kurzen Spaziergang durch Aísen wird sicher Müll am Straßenrand gesehen. So kann dieser Titel zwar etwas widersprüchlich sein – doch ist der Leitgedanke der Nachhaltigkeit zum gemeinsamen Ziel darin erklärt. Aber im Gegenteil, dieser Satz kann sehr kohärent sein, wenn die Region besser bekannt ist. Der Leitgedanke könnte sogar zu gering für diejenigen unter uns sein, die aus purer Liebe und Faszination eine vielversprechende berufliche Laufbahn, den Komfort einer Familie vielleicht oder das angenehme der Stadt aufgegeben haben, um bis ans Ende der Welt ins Exil zu gehen. Aber abgesehen davon, dass wir Aufmerksamkeit erregen und darüber nachdenken, ob dieses Ziel für uns sinnvoll ist oder nicht, stellten sich uns folgende Fragen: Was wollten die Aiséninos, als sie sich selbst als „Reserva de Vida“ proklamierten? Und wie kommt jemand auf eine solche Idee, die Reserva in diesem Dschungel kybernetischer Tiger und Jaguare aufzubauen? Alles begann, als in den 1980er Jahren einige echte Todeshändler beschlossen, eine Atommüllkippe in der Nähe von Gastre in der argentinischen Provinz Chubut, ca. 400 km von Coyhaique entfernt, zu errichten. Diese keineswegs “visionäre” Idee fand in Patagonien keine Unterstützung, dazu waren wir nicht naiv genug. Es entstand eine geschlossene Opposition gegen dieses “neue” Großprojekt, von dem angenommen wurde, dass es von Entwicklung, Fortschritt, Beschäftigungsquellen, Investitionen usw. profitieren würde. Hinzu kam, dass die sogenannten “Feinde des Fortschritts”, “emotionale Fundamentalisten”, “veraltete Hippies” und all diese “Gruppe nutzloser Menschen”, sich selbst zu Umweltschützern erklärten, “viel Zeit” haben, die Umwelt zu fördern. Mit Bürgerbeteiligung gelang es den Gemeinden
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